München (dts Nachrichtenagentur) – Der Chef des Hanser Verlags, Jo Lendle, sieht Preiserhöhungen auf den deutschen Buchmarkt zukommen. „Bücher werden sicher teurer werden“, sagte er der „Neuen Osnabrücker Zeitung“. Man habe den Wert von Büchern lange Zeit zu wenig deutlich gemacht.
Das müsse man jetzt nachholen. „Ich habe in der Verlagsbranche immer am Abgrund gearbeitet. Aber jetzt, in Zeiten der Energiekrise, scheint der Abgrund viel tiefer zu sein“, schätzte Lendle die aktuelle Lage der Branche ein. Gestiegene Kosten machten Kalkulationen enger. „Diese Enge darf uns aber nicht im Kopf eng machen.“ Der Hanser-Chef forderte, für junge literarische Talente gerade jetzt aufmerksam zu bleiben. In der Coronakrise haben sich nach seiner Einschätzung die Arbeitsbeziehungen in der Verlagsbranche als belastbar erwiesen. Lendle schränkte aber ein: „Das Problem der Coronakrise war für mich, dass ich viel zu wenig Input bekommen habe. Das ist schlecht für mich, aber vor allem schlecht für all die Newcomer, die jetzt erst in die Literaturbranche kommen. Sie hatten es sehr schwer, überhaupt sichtbar zu werden.“ Diese Sichtbarkeit werde aber gebraucht. Viele Autoren suchten literarische Antworten auf ein Erleben, „das sich mit allgemeinen Wahrheiten nicht mehr greifen oder erklären lässt“, so Lendle. Nach seiner Einschätzung verändert sich Literatur grundsätzlich: „Ich finde, dass sich auf dem Hintergrund der Deglobalisierung literarische Ästhetiken gerade langfristig verändern“.
Foto: Jo Lendle, über dts Nachrichtenagentur