Berlin (dts Nachrichtenagentur) – Der Hauptgeschäftsführer des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes, Ulrich Schneider, hat für den Fall einer anhaltend hohen Inflation vor einer massiven gesellschaftlichen Spaltung gewarnt. „Wenn sich die Inflationsrate so weiterentwickelt, dann wird die Gesellschaft am unteren Rand auseinanderbrechen“, sagte er dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“. Dann habe man Millionen Haushalte, die nicht mehr wissen, wie sie über den Monat kommen sollen.
„Das wird sich auch politisch auswirken.“ Konkret gehe es um 13,4 Millionen Menschen. Das entspricht 16,1 Prozent der Bevölkerung. Als arm gilt nach dem Paritätischen Wohlfahrtsverband jede Person, die über weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens verfügt. Schneider verwies in diesem Zusammenhang darauf, dass die Tafeln der wachsenden Nachfrage kaum noch nachkämen. „Wer zu den Tafeln geht, der tut das, weil er in bitterer Not ist.“ Dennoch werde das kaum beachtet. „Es wird nicht ausreichend zur Kenntnis genommen, was sich aufgrund der Preissteigerungen am unteren Rand der Gesellschaft im Moment abspielt.“ Das jetzt von Bundestag und Bundesrat verabschiedete Entlastungspaket helfe dagegen kaum, sagte der Hauptgeschäftsführer. Es sei vielmehr sozial, ökologisch und haushaltspolitisch bedenklich. „Die Haushalte, die ohnehin am meisten haben, bekommen die größte Entlastung. Ein alleinlebender Millionär wird stärker entlastet als jemand, der für den Mindestlohn arbeitet. Das kann doch nicht sein.“ Dabei sei es nur vernünftig, vor allem denen zu helfen, die wirklich Hilfe bräuchten, damit der Staat finanziell handlungsfähig bleibe, so Schneider. Sollte sich die Inflation fortsetzen, nehme sich die Politik sonst „jede Luft“. Der Hauptgeschäftsführer forderte vor diesem Hintergrund zielgerichtete Maßnahmen. Dazu gehörten die sofortige Heraufsetzung des Hartz-IV-Regelsatzes von 449 auf 678 Euro, die volle Übernahme der Stromkosten für Bezieher von Grundsicherung, die Umstellung des Wohngeldes auf Warmmiete sowie die Ausweitung des Empfängerkreises von Wohngeld. Dies müsse analog auch für alle Bafög-Bezieher unter Studenten gelten, mahnte Schneider. „Dann hätten wir jene erwischt, die wirklich arm sind.“
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