Berlin (dts Nachrichtenagentur) – Der Präsident der Bundesärztekammer, Klaus Reinhardt, hat sich dafür ausgesprochen, auch in den kommenden Monaten die Struktur der Impfzentren beizubehalten. „Dass die Impfung von 60 Millionen Menschen einen Mehraufwand bedeutet, ist gar keine Frage“, sagte er der „Welt“ (Samstagausgabe). „Wenn wir nun feststellen, dass das im Routinebetrieb nicht möglich ist, beispielsweise wegen intensiver Aufklärungsgespräche, dann muss man sich über andere Strukturen Gedanken machen.“
Mit Blick auf die Impfzentren plädierte er dafür, „eine Grundstruktur auch in den Winter hinein“ aufrechtzuerhalten. Reinhardt zeigte sich zuversichtlich, dass in Deutschland jedes Jahr regelhaft gegen Corona geimpft werden könne. „Ich glaube schon, dass man das stemmen kann. Wir haben jedes Jahr 20 Millionen Influenza-Impfungen in den Herbstmonaten, die relativ ruhig neben dem normalen Betrieb laufen.“ Den Regierungskurs bei den Impfungen für Kinder kritisierte Reinhardt. Er werde sich „auf jeden Fall“ an der Ständigen Impfkommission (Stiko) orientieren. „Ich finde es problematisch, wenn wir solche Einrichtungen haben, bei denen unabhängige Expertise bewusst gefragt ist, und die Politik sich darüber hinwegsetzt. Herr Spahn ist Minister und nicht Mediziner“, sagte er. Vieles spreche dafür, dass das Risiko von Kindern und Jugendlichen, an Corona schwer zu erkranken, sehr gering sei. „Insofern sind aus meiner Sicht flächendeckende Impfungen von Kindern und Jugendlichen zum jetzigen Zeitpunkt nicht gerechtfertigt. Wegen der aktuell noch unzureichenden Datenlage würde ich Eltern jetzt nicht raten, ihre Kinder regelhaft impfen zu lassen.“
Foto: Corona-Impfzentrum, über dts Nachrichtenagentur