Potsdam (dts Nachrichtenagentur) – Wegen russischer Desinformationskampagnen sieht sich Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) gezwungen, ihr Privatleben stärker zu schützen. „Seit Russlands Angriffskrieg auf die Ukraine hat sich die gezielte russische Propaganda im Netz nochmal auch aufs Persönliche verstärkt, das bringt gerade als Frau, und wenn man Kinder hat, noch mal besondere Sicherheitsbedenken mit sich“, sagte sie den „Potsdamer Neuesten Nachrichten“ und dem „Tagesspiegel“ (Sonntagsausgaben). „Ich bedauere das sehr, denn mir ist es wichtig, mich als Politikerin gerade nicht abzuschotten, sondern weiter Teil des normalen Lebens zu sein.“
Sie sei das dennoch, „wann immer es geht. Und da helfen Kinder total“, sagte Baerbock, die mit ihrer Familie in Potsdam lebt. „Meine Kinder gehen hier in die Schule, wann immer möglich, will ich ganz normal Mutter und Potsdamerin sein: Mit der Tram zum Familienfest fahren oder eben morgens beim Joggen zum Bäcker schnell die Runde über den Markt mitnehmen.“ Anfangs sei sie oft gefragt worden, ob sich das Amt überhaupt mit Schulkindern vereinbaren lasse, bekannte die Außenministerin. „Mittlerweile glaube ich, Muttersein ermöglicht mir, eine bessere Politikerin zu sein, weil ich zwangsläufig mit einem Bein im normalen Leben stehe.“ Zudem warf Baerbock Russlands Präsidenten Wladimir Putin vor, einen Vernichtungskrieg gegen die Ukraine zu führen. Auch in diesem Winter sei wieder zu erleben, „was der ganzen Ukraine, aber auch Nachbarländern wie Moldau, gedroht hätte, wenn wir uns als EU und Mehrheit der Welt nicht geschlossen an die Seite der Ukraine gestellt hätten“, so die Ministerin. „Putin greift gezielt Kraftwerke, Elektrizitätsverteilerzentren und Leitungen an, damit bei minus zehn Grad die Wasserversorgung einfriert und die Menschen verdursten und erfrieren. Er will die Ukraine vernichten, und deswegen werden wir sie unterstützen, solange sie uns braucht.“ Weihnachten feiere sie angesichts der Kriege in Ukraine und Nahost dieses Jahr besonnener. „Fröhliche Weihnachten – das hat für mich in dieser Weihnachtszeit eine besondere Bedeutung: Froh zu sein, dass wir in Frieden und in Freiheit leben können, in diesem Sinne allen fröhliche Weihnachten, der Weltlage zum Trotz.“
Foto: Annalena Baerbock (Archiv), über dts Nachrichtenagentur